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Wie Belohnungsaufschub uns gesund und stark macht
Marshmallow-Test
Die meisten von euch haben vielleicht schon mal vom Marshmallow-Test gehört. Professor Walter Mischel von der Universität in Stanford hat in den 1960er Jahren dafür Kinder im Alter von 4 und 5 Jahren in ein Zimmer mit einem Tisch gesetzt. Auf dem Tisch stand ein Marshmallow. Der Versuchsleiter erklärte den Kindern, dass sie, wenn sie es schafften den Marshmallow nicht sofort zu essen, sondern erst, wenn er, der Versuchsleiter, wieder zurückkommt, sie einen zweiten Marshmallow zur Belohnung erhalten würden. Die Studie war groß angelegt und umfasste mehrere hundert Kinder.
Im Schnitt konnten die Kinder 6-10 Minuten warten. Dann war die Geduld der meisten zu Ende und sie konnten der Versuchung einfach nicht mehr widerstehen. Es gab allerdings auch einige, die es nicht einmal eine Minute aushielten und auf der anderen Seite ebenfalls einige, die es die ganze viertel Stunde aushielten und mit dem zweiten Marshmallow belohnt wurden.
Mischel hat seine Probanden seitdem beobachtet und seine Ergebnisse immer wieder bekannt gemacht. 2014 hat er sogar ein Buch mit seinen Erkenntnissen veröffentlicht.
Im Jugendalter waren die Kinder, die am längsten warten konnten die besseren Schüler. Sie wurden als sozial kompetenter, ausgeglichener und weniger stressanfällig beobachtet. Sie zeigten auch weniger Abhängigkeiten und Suchtverhalten.
Im Erwachsenenalter hatten diese Probanden einen niedrigeren Body-Mass-Index, eine niedrigere Scheidungsrate und eine bessere Berufsausbildung. Im SAT-Test, eine Art IQ-Test, welcher in Amerika die Studierfähigkeit von Menschen bestimmen will, schnitten sie bei weitem besser ab.
Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Probanden, welche länger warten konnten waren später erfolgreicher, hatten bessere Beziehungen, waren gesünder und hatten eine größere emotionale Intelligenz.
Eltern in der Verantwortung
Ich bin selbst Vater von zwei Kindern im Teenager-Alter und auch Tischtennistrainer von Kindern jeglichen Alters ab 6 Jahren. Ich bin sozusagen mitten drin im Thema und kann direkt von der Front berichten.
In Zeiten des Internets mit Angeboten wie Amazon, Ebay, Limango und Co, in denen man alles auf Knopfdruck schon morgen haben kann, ist es schon für die meisten Erwachsenen, aber vor allem für die Kinder schwer zu widerstehen.
Unser Gesellschaftssystem des Kapitalismus fußt auf unbedingtem Wachstum. Dazu muss konsumiert werden und zwar immer mehr. Medien und Werbung suggerieren uns auf subtile Art und Weise, dass der Schlüssel zum Glück im Besitz der beworbenen Güter liegt. Konsum ist zu unserer Ersatzreligion geworden. Kinder sind dabei eine Hauptgruppe der Beworbenen, sind sie doch, wenn sie erst einmal in die Abhängigkeitsfalle getappt sind lebenslange Konsumenten und Käufer.
Wir wollen alles sofort haben und wir wollen alles sofort können und vor allem wollen wir uns nicht anstrengen dafür.
Wer selbst Trainer in welcher Sportart auch immer ist und seinen Job ernst nimmt, weiß wie schwer es ist Kinder zu Themen wie Technik-, Konditions- und Koordinationstraining zu motivieren. Sie wollen sofort spielen. Leider habe ich immer wieder Kinder, die ein paar Mal ins Training kommen und dann auf einmal wieder wegbleiben. Sie hatten nicht gedacht, dass Training anstrengend ist. Als Trainer muss man hier die Balance finden. Nach der Anstrengung und dem Einbringen von Konzentration und Fleiß ist es auch wichtig die Kinder mit Spiel, Spaß und vor allem Lob zu belohnen. Je öfter die Kinder ins Training kommen und je mehr sie sich anstrengen, umso besser werden ihre Ergebnisse. Dies führt zu echter Bestätigung und Zufriedenheit.
Anstrengungsbereitschaft und Belohnungsaufschub sind daher eine Grundvoraussetzung für ein zufriedenes und erfülltes Leben.
In meiner Zeit als Rechtspfleger am Insolvenzgericht konnte ich aus nächster Nähe erleben zu welchen Auswüchsen und Folgen unser kapitalistisches System führt. Vor allem junge Erwachsene wollen sich alles sofort kaufen. Flotte Autos, tolle Handys, teure Klamotten. Es ist ja auch zu einfach. Überall kann man auf Raten zahlen. „Kaufen sie jetzt. Zahlen sie später mit 0%-Finanzierung.“ Die Folge sind überschuldete, zahlungsunfähige Menschen, die ins Verbraucherinsolvenzverfahren müssen. Nach ein paar Jahren werden ihnen dann die Schulden erlassen und sie können wieder von vorne anfangen.
Wir als Eltern müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Wir sind die Rollenbeispiele für unsere Kinder.
Ich weiß, es ist nicht leicht seinen eigenen Kindern Aufschub und Verzicht beizubringen, wenn die Schulkameraden und Nachbarskinder alles sofort auf dem Silbertablett bekommen. Es ist auch nicht leicht sich mit seinen Kindern hinzusetzen oder rauszugehen und einfach zu spielen, zu wandern, sich zu unterhalten. Viel bequemer ist es die Kids vor die Glotze, das Handy oder die Playstation mit einer Tüte Chips und einer Flasche Cola zu setzen und sich selbst gehen zu lassen.
Aber es ist es wert!
Ja, es ist anstrengend sich nach einem langen Arbeitstag noch mit den Kindern hinzusetzen und ein Brettspiel zu spielen oder ihnen Mathe zu erklären oder die Trainingstasche zu packen, wo doch die Couch, der Kühlschrank und die Flasche Wein so verlockend wären.
Glück hat nichts mit Bequemlichkeit oder Reichtum zu tun
Viele von uns verbinden Glück mit Nichtstun, mit Müßiggang, mit Party. Am liebsten hätten wir so viel Geld, dass wir nie mehr arbeiten müssten. Dass dies aber ein Irrglaube ist, hat bereits der Philosoph Seneca im alten Rom festgestellt.
Wie lange gefällt dir dein neues Auto? Wie lange würdest du es auf deiner Trauminsel aushalten, jeden Tag Party mit Champagner, Austern und Kaviar?
Dagegen blühen wir auf, wenn wir Neues lernen. Wenn wir uns für etwas anstrengen müssen und es schließlich erreichen, kommt die Freude von innen heraus.
Jeder von uns hat auf seine eigene Art und Weise eine kreative Ader in sich. Dies kann sehr unterschiedlich sein. Ich habe zum Beispiel das Schreiben für mich entdeckt, ein anderer malt, bastelt oder komponiert oder singt oder kocht.
Bevor ich soweit war diesen Blog zu eröffnen und mein erstes Buch fast fertig ist, habe ich annähernd zwei Jahre geübt und geübt, geschrieben und geschrieben. Das war am Anfang schwer und frustrierend. Mittlerweile bin ich aber ganz zufrieden mit meinen Texten. Es gelingt mir immer besser meine Gedanken und Gefühle in lesbare Geschichten zu verwandeln.
Frage dich daher: Was inspiriert mich? Wo steckt meine Kreativität? Dann fang an damit. Such dir Hilfe aus Büchern, Lehrern oder im Internet. Seine Kreativität zu entdecken und ihr Raum zu geben ist Balsam für die Seele.
Körperliche Anstrengung ist essentiell
Wir blühen nur auf, wenn wir dafür sorgen, dass Körper, Geist und Seele im Einklang sind. Viele vernachlässigen den körperlichen Aspekt. Ihnen ist nicht bewusst, in welchem Ausmaß der Körper für unser gesamtes Wohlbefinden verantwortlich ist.
Je älter wir werden, umso mehr verlieren wir die Fähigkeit uns kraftvoll, grazil und ausdauernd zu bewegen. Die Folge ist ein rapider körperlicher Abbau, welcher durch unsere westlichen Ernährungsgewohnheiten noch verschärft und beschleunigt wird.
Das Resultat ist eine Epidemie von kranken, dicken und frustrierten Menschen, die bereits in ihren vermeintlich besten Jahren auf ärztliche Hilfe und Medikamente angewiesen sind.
Ich dagegen genieße es, je älter ich werde, meine körperlichen Fähigkeiten immer noch zu erweitern und zu stärken und so meinen Kindern zu Hause und im Verein als Vorbild zu dienen.
Egal wo du gerade stehst, ob du krank und übergewichtig oder fit wie ein Turnschuh bist, es gibt immer eine Möglichkeit seine körperlichen Fähigkeiten zu verbessern.
Belohnungsaufschub und Meditation
Wenn wir meditieren kommen wir zur Ruhe und konzentrieren uns zum Beispiel auf unseren Atem, auf ein Mantra oder ein Bild in unserem Kopf. Während der Meditation kommen Gedanken, die oft mit Sorgen, Ängsten oder Ärger zu tun haben und uns ablenken wollen. Das Ziel ist es diesen Gedanken nicht zu folgen, sondern wieder zur Konzentration und Ruhe zurück zu kehren.
Mit zunehmender Praxis und Konsequenz wird es immer besser gelingen den Ablenkungen nicht zu folgen und sich mit der Ruhe und Langeweile abzufinden und sogar Gefallen daran finden. Wir lernen uns selbst besser kennen und schätzen und sehen, dass wir wertvoll sind und unser Glück von innen heraus kommt.
Mit dieser Selbstachtung und der Fähigkeit sich mit sich selbst beschäftigen zu können und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren fällt es uns leichter nicht gleich jedem Impuls nachzugeben. Durch Meditation lernen wir unsere Gefühle zu kontrollieren.
Kommen wir zurück zu den wenigen Kinder aus dem Marshmallow-Test, die die ganzen 15 Minuten warten konnten. Es ist schon sehr beeindruckend, dass es Kinder in diesem Alter schaffen sich so zu kontrollieren. Dies schaffen sie, indem sie sich ablenken und zum Beispiel ein Lied singen oder etwas spielen. Was wir durch Meditation üben haben diese Kinder bereits beherrscht.
Fazit:
In unserer Wohlstandsgesellschaft leben wir in einer Umgebung, in der wir uns theoretisch für nichts mehr anstrengen müssen. Wir müssen uns nicht mehr bewegen um irgendwo hinzukommen (außer dem kurzen Weg zum Auto) und wir müssen nicht mehr Kochen um uns zu ernähren. Wie im Schlaraffenland können wir alles haben und zwar sofort.
Trotz dieses Überflusses nehmen Krankheiten wie Herz-Kreislaufbeschwerden, Diabetes, Schlaganfall, Krebs, Depression und Burnout massiv zu.
Um diese Abwärtsspirale zu durchbrechen müssen wir lernen uns wieder anzustrengen, uns wieder mit unseren inneren Werten zu verbinden und nicht unseren Wert über Äußerlichkeiten wie Besitz, Ansehen und Aussehen zu definieren.
Das führt zu tiefer innerer Zufriedenheit, Gesundheit und Stärke und letztlich zu der Souveränität nicht jedem Hype gleich hinterher rennen zu müssen.
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