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Die Falle des leichten Lebens

Wenn etwas leicht wird, wächst du nicht mehr. Du brauchst eine neue Herausforderung

Immer wenn du etwas Neues lernst – egal ob eine Sportart, eine Sprache, ein Instrument oder Meditation – wächst du nicht nur spezifisch, sondern in einem großen breiten Spektrum.

Wenn du dich einer harten sportlichen Herausforderung stellst, wächst nicht nur dein Körper, sondern du wächst auch auf emotionaler und mentaler Ebene. Du erlernst nicht nur diese eine neue Fähigkeit. Die Vorteile sind breit und vielfältig. Bessere Konzentration, bessere Koordination, ein besseres Gespür für den Körper, unter Umständen mehr Kraft und Ausdauer, eine gesteigerte Frustrationstoleranz und mehr Selbstbewusstsein und Zufriedenheit.

Unser Körper wächst unter neuen Herausforderungen  auf vielfältige Weise. Lerne zum Beispiel einen Handstand oder eine einbeinige Kniebeuge oder von mir aus nur einen Purzelbaum. Das zentrale Nervensystem muss neue Muster erlernen, im Gehirn werden neue Signalwege gelegt, das Zusammenarbeiten von Körper und Geist wird geschult (Mind-Body-Connection). Man bekommt ein besseres Gefühl für den Körper und seine Fähigkeiten.

Mehr dazu: Fünf Gründe warum du trainieren solltest - die nichts mit deiner Figur zu tun haben

 

Die Lernkurve

Dabei ist der Nutzen in der frühen Übungsphase am größten. Unser Körper und unser Geist müssen sich an die neue, ungewohnte Herausforderung gewöhnen. Diese Adaption ist der Lernprozess. Wenn man sich diesen Prozess wie eine Kurve vorstellt, dann steigt diese am Anfang steil an. Je weiter wir  uns aber in Richtung Beherrschung und Können bewegen, desto flacher wird die Kurve. Vor allem die indirekten Vorteile werden im Laufe der Zeit weniger.

Mit zunehmender Übung bewegen wir uns in Richtung Beherrschung und Meisterschaft. Das Ausführen der Übung fällt uns immer leichter. Nun, das ist an sich natürlich nichts Schlechtes. Es ist enorm wichtig sich auf seine Fähigkeiten verlassen zu können. Unsichere Autofahrer oder Kleinkinder, die gerade das Radfahren gelernt haben sind zum Beispiel ein Risiko für den Straßenverkehr.

 

Ruhe dich nicht auf deinen Lorbeeren aus

Wenn wir eine neue Fähigkeit erlernt und gemeistert haben, fühlen wir uns stolz und selbstbewusst. Diese Gefühle sind gut und wichtig für uns. Sie können aber leider auch schnell in Eitelkeit und Überheblichkeit umschlagen.

Jetzt heißt es weiter zu ziehen, wieder einen neuen Schritt zu wagen. Die Verlockung es sich bequem zu machen, sich in seiner Komfortzone auszuruhen, ist groß. Wer seinen Erfolg aber zu lange auskostet wird satt, satt am Leben und satt am Glück. Das Leben verliert dann seinen Drive.

Unser ureigenes Programm heißt Wachstum und Lernen. Vom Zeitpunkt der Geburt an sind wir darauf programmiert. Sobald wir aufhören zu wachsen, wenn wir stillstehen, negieren wir dieses Programm.

Wahre Erfüllung und Zufriedenheit kommen nicht vom Erlangen der Meisterschaft, sondern von der konstanten harten Arbeit dorthin.

Das Leben beginnt außerhalb der Komfortzone. Wachstum braucht Widerstand und Anstrengung. Dort wo neue, unbekannte Erfahrungen auf uns warten, beginnen wir zu leben.

8 Dinge, die passieren wenn du deine Komfortzone verlässt erfährst du hier

Es ist schön sich an seinen Fähigkeiten zu erfreuen. Es ist wichtig den Erfolg der Meisterschaft zu genießen und zu feiern. Wichtiger ist es aber sich dann wieder daran zu erinnern, was die Meisterschaft ermöglicht hat.

Wir leben in einer Zeit in der wir alles haben. Und dennoch sind wir so unglücklich und unzufrieden wie nie zuvor. Wir suchen die Lösung darin es uns noch leichter und bequemer zu machen.

Erfüllung und Zufriedenheit erlangen wir jedoch nur, wenn wir uns selbst erfahren, wenn wir wachsen, lernen und Hindernisse überwinden.

 

Schau auf deine Trainingsroutine

Was bedeutet das jetzt für uns als Sportler und Athleten?

Wie lange schon schaut dein Training fast immer gleich aus? Wann hast du zuletzt eine neue Übung erlernt, wann zuletzt in einer anderen Intensität oder Frequenz trainiert?

Wir alle haben unsere Lieblingsübungen, unsere Paradeschläge, unser Wohlfühltempo. Aber wir alle haben auch unsere Schwachstellen. Vielleicht drückst du annähernd dein doppeltes Körpergewicht auf der Bank, meidest aber schwere Kniebeugen oder Kreuzheben; vielleicht hast du für deine Sportart locker die Ausdauer um ein Spiel durchzuhalten, es fehlt dir aber die Kraft und Power für kurze Sprints und Antritte; vielleicht kannst du einen tollen Vorhandtopspin, deine Rückhand hinkt aber weit hinterher; vielleicht landest du viele Treffer bei deinem Gegner, dir fehlt aber der Punch für den Knockout; vielleicht hast du die Kraft um eine schwere Hantel über den Kopf auszustoßen, dir fehlt aber die nötige Mobilität in den Schultern, usw.

Verletzungen, Leistungsstagnation und scheinbar undurchbrechbare Plateaus haben oft hier ihren fundamentalen Grund.

Um auch im fortgeschrittenen Trainingsalter noch oder wieder Fortschritte zu machen, müssen wir von Zeit zu Zeit von unserem hohen Ross herunter steigen und uns neuen ungewohnten Herausforderungen stellen. Nur so können wir Langeweile und Stillstand verhindern.

Seien wir wieder wie kleine Kinder. Alles Lernen erfolgt für diese auf physische Art. Ohne die Fähigkeit bereits abstrakt zu  denken, erfahren sie sich selbst durch Spiel, durch Versuch und Irrtum. Sie lassen sich aber von Fehlern nicht entmutigen, sondern machen weiter bis sie die Aufgabe erfüllt haben. Kinder, die von ihren Eltern in diesem Prozess nicht gebremst werden, entwickeln ein besseres Körpergefühl und ein besseres Selbstbewusstsein, weil sie sich selbst bewusst erfahren können.

Wie Trainining und Bewegung auf unser Gerhirn wirken kannst du hier lesen

 

Fazit:

Ein erfülltes, sinnvolles und selbstbewusstes Leben braucht Widerstand und Herausforderungen. Im Überwinden von Widerständen erfahren wir uns selbst als fähig und wertvoll. In einer Welt, in der sich viele gehetzt und ferngesteuert fühlen ist dies ein extrem wichtiges Gefühl.

 

 

 

 

 

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